Reiseführer zu den Gewässern. Nicht nur Ostsee...

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Entgegen dem äußeren Anschein verdankt Swinemünde nicht nur der Ostsee seine Außergewöhnlichkeit. Es gibt kaum andere Orte, an denen alle möglichen Binnengewässer wie Sümpfe, ein Flussdelta, Küstenseen, Kanäle und das Haff aufeinander treffen Es gibt Menschen, die in den Gewässern des Swinedeltas die Anwesenheit Gottes gespürt haben, wie Paweł Chara, der polnische Kunstfotograf, der jeden Tag für „China National Geographic Traveler” arbeitet und auf der Suche nach schönen Landschaften kreuz und quer durch die Welt reist.

Die schönsten Landschaften hat er gerade hier entdeckt. Und nicht nur er. Das Swinedelta ist einzigartig. Durch die Meeresströmung und die starken nördlichen Winde bildet sich hier ein Rückstau. Das Material lagert sich in Richtung Festland ab, weil die Swine nicht „ruhig“ in die Ostsee münden kann. Deswegen hat sich hier ein aus globaler Sicht seltenes Rückseitendelta gebildet, dessen Panorama man am besten von den umliegenden Anhöhen wie z.B. vom Berg Zielonka bewundern kann.

Außergewöhnlichkeiten kann man ohne Ende aufzählen. - Hier kreuzen sich zwei Flugrouten der Vögel, was sehr selten ist. Eine verläuft die Küste entlang, die zweite von Skandinavien nach Süden. Deswegen weisen diese Gebiete einen außergewöhnlichen Reichtum an Vogelarten auf, die im Swinedelta ihre Brutplätze haben und hier während der Frühlings- und Herbstzüge einen Zwischenstopp machen. Keiner hat bisher die hier vorkommenden Vogelarten gezählt, aber ihre Zahl wird auf 200 geschätzt - erzählt Paweł Jabłoński, Mitglied der Polnischen Gesellschaft für Vogelschutz, der jeden Winkel des Reservats „Karsiborka Kępa” kennt.

Ein Stück weiter, nachdem wir mit dem Reiseleiter das Refugialgebiet betreten haben, beginnt ein echtes Vogelspektakel. Auf der Wiese landet ein erhabener Kranich. Den Eindringling, der sich, wie man sieht zu sehr dem Nest genähert hat, will ein Paar schwarz-weißer Kiebitze verjagen. Die Vögel schreien, fliegen senkrecht empor und schnell wieder nach unten. Auf den in Europa seltenen Feuchtgebieten der Kaseburger Wiesen kommt der vom Aussterben bedrohte Seggenrohrsänger vor. Um diesen unscheinbaren Zugvogel zu schützen, hat man hier das Ausufern des Schilfrohrs bekämpft, das ohne das entschlossene Vorgehen des Menschen (Viehzucht, Mähen) die Festlandwiesen „erobern“ und zugleich vielen Vogelarten den Lebensraum und Brutplatz entziehen würde.

Karsiborska Kępa (Kaseburger Hutung) ist ein Ort ,es gibt nur noch einen weiteren in ganz Polen, an dem man auf eine andere vom Aussterben bedrohte Art treffen kann. Es ist eine salzliebende Pflanzenart, der Krähenfuß-Wegerich.

In diesem Refugialgebiet wurden für die Ornithologie-Liebhaber ein Aussichtsturm und ein Versteck errichtet. Von hier aus kann man mit einem Atlas in der Hand oder am besten mit einem Reiseleiter an der Seite die Rotschenkel, Brandgänse, Kraniche, Gänse und den majestätischen Vogelkönig – den Seeadler beobachten. Eine ideale Gelegenheit zur unmittelbaren Begegnung mit den Vögeln stellen auch Paddel – und Rudertouren über die Kanäle und Gewässer des Swinedelta dar.

Foto: C. Korkosz (UM Świnoujście)