Das Original wog nahezu 15 Tonnen und wurde von 10 Soldaten bedient. Das Kanonenrohr hatte eine Länge von über 5 Metern und die einige Dutzend Kilogramm wiegenden Geschosse wurden sogar über eine Weite von 7 Kilometern gefeuert. Die Fertigung des Modellkolosses dauerte über 8 Monate! Seit ein paar Tagen kann man sich im Swinemünder Gerhards-Fort die erste Replik eines Küstengeschützes in Europa anschauen, eine Ringkanone 15 cm.
Johana- diesen Namen erhält in Kürze während einer Artillerietaufe die schöne Kanone, die auf der Basis der Originalpläne aus dem Ende des 19. Jahrhunderts angefertigt wurde. Dieser ungewöhnlichen Herausforderung hat sich der Waffenschmied Piotr Kaczmarczyk aus Stettin gestellt. „Die Aufgabe war nicht leicht, weil es das erste derartige Modell in Europa ist. Es gibt auch kein Echtmaßoriginal – die Replik entstand in Anlehnung an die Pläne“, sagt Piotr Kaczmarczyk von der Firma „Mardinus“, der sich täglich mit der Herstellung von Schwertern, Rüstungen und anderen mittelalterlichen Gegenständen befasst.
„Johana hat wirklich eine schöne Silhouette. Sie ist eine echte Schönheit unter den Schönheiten!“, fügt der Waffenschmied hinzu, erfreut von seinem Arbeitsergebnis. Die Kanone wurde an der Stellung Nummer 4 platziert, an der sogenannten unteren Artillerieterrasse. Dies ist die typische Küstenkanone. Anstelle der Radlafette wurde sie auf einer speziellen Drehscheibenlafette aus Stahl befestigt. Das ursprüngliche Fort war mit vier solchen Kanonen ausgerüstet. Die Bewaffnung wurde am Ende des Ersten Weltkriegs demontiert.
Das Swinemünder „Mädchen“ kriegt schon bald ein viel größeres Schwesterchen – Berta! „Im Herbst gehen die Arbeiten mit der Fertigung der nächsten Kanone los, diesmal mit einer fast zweimal so großen Ringkanone 21 cm“, reibt sich Dariusz Krzywda vom Gerhards-Fort die Hände.
Die Ringkanone 15 cm wurde als Schiffsgeschütz für den Gebrauch in der preußischen Kriegsmarine in den 60-iger Jahren des 19. Jahrhunderts entworfen. Die Kanone hat sich unter anderem beim Durchschlagen massiver Schiffspanzerung als sehr wirksam erwiesen. Deshalb hat man damals beschlossen, sie auch in der Küstenartillerie zu verwenden.
Auf dem Bild – Johana 15 cm mit dem Offizier Dariusz Kucharski
( im Originalmantel mit Pickelhaube des 2. Fußartillerieregiments von Hindersin) und dem Kanonier Alan Kakolewski (in der Originalbluse und Pickelhaube des 2. Fußartillerieregiments von Hindersin) dahinter.