ĆwinoujĆcie/SwinemĂŒnde ist in zweifacher Hinsicht jung. Als ĆwinoujĆcie besteht es offiiziell seit dem 7. Oktober 1945. Aber auch SwinemĂŒnde wurde erst im 18. Jahrhundert auf Initiative der PreuĂenkönige - maĂgeblich seit 1740 Friedrichs II., des âAlten Fritzâ - als Hafenort am Swinestrom unmittelbar an seiner MĂŒndung in die Pommersche Bucht angelegt. VorlĂ€ufersiedlungen waren Schutzburgen der westslawischen Pomoranen an der Swine, erwĂ€hnt im 12. Jahrhundert, und spĂ€ter zwei Dörfer namens West- und Ostswine.
Die NeugrĂŒndung nördlich Westswine entwickelte sich schnell und erhielt 1765 Stadtrecht - eine Stadt ohne mittelalterliche, backsteingotische Kirchen wie andere StĂ€dte in Pommern, auch ohne Stadttore, wie 1827 dem erst siebenjĂ€hrigen Theodor Fontane auffiel. Als er fĂŒnf Jahre seiner Kindheit in der vĂ€terlichen Apotheke verbrachte, war SwinemĂŒnde schon Kreisstadt des ein Jahrzehnt zuvor entstandenen Landkreises Usedom-Wollin, der bis 1945 exakt die beiden Inseln umfasste. Und es war seit Kurzem Seebad, als erstes in PreuĂen. Das war wirtschaftlich wichtig, denn der Hafen verlor bereits an Bedeutung.
Fast das Aus fĂŒr den Hafen bedeutete der 1880 abgeschlossene Bau der âKaiserfahrtâ, des heutigen âKanaĆ Piastowskiâ in Richtung Stettin, der dessen Hafen besser erreichbar machte. ZusĂ€tzlich zum Tourismus wurde SwinemĂŒnde durch seine Wahl als Standort der Kaiserlichen Marine entschĂ€digt. Kaiser Wilhelm II. kam zu seinen âNordlandfahrtenâ oft in die Stadt. Er und andere Hohenzollern besuchten dann auch die benachbarten SeebĂ€der, wie Heringsdorf, worauf der heutige touristische Markenname âKaiserbĂ€derâ zurĂŒckgeht. SwinemĂŒnde war so gesehen das erste Kaiserbad und muss wohl eine sehr preuĂische Stadt gewesen sein. Immer wieder rĂŒckte die militĂ€rische Bedeutung des Standortes in den Blick, was verhĂ€ngnisvoll werden sollte. Ein Vorgriff auf das Ende des deutschen SwinemĂŒnde kam am 12. MĂ€rz 1945, als die mit FlĂŒchtlingen ĂŒberfĂŒllte Stadt durch einen Bombenangriff der US Air Force zu 55 Prozent zerstört wurde.
Auf der Potsdamer Konferenz Anfang August 1945 setzte Stalin den Verlauf der Oder-NeiĂe-Linie an der Ostsee âwestlich SwinemĂŒndeâ durch. Das Schicksal der noch verbliebenen deutschen Einwohner dĂŒrfte dabei ebenso wenig eine Rolle gespielt haben wie die schlechte verkehrsgeografische Situation der polnischen SwinemĂŒnder zwischen der Swine und der Grenze.
Der Wiederaufbau war schwer. Anfangs hatten in ĆwinoujĆcie die Sowjets das Sagen â der letzte russische Soldat verlieĂ die Stadt 1992. Lange blieb es eine militĂ€risch geprĂ€gte Stadt. Der in den 1970er Jahren entstandene Handelshafen bescherte der Stadt bald ein âWunder von Swinoujscieâ. Die Einwohnerzahl wuchs, es entstanden zahlreiche Plattenbauwohnungen. Das Schicksal der Stadt weitgehend selbst in die Hand nehmen können die BĂŒrger erst seit der europĂ€ischen Wende von 1989. Auch wenn aufgrund wirtschaftlicher Nachwende-Schwierigkeiten fast ein FĂŒnftel der schon einmal knapp unter 50.000 Einwohner die Stadt verlieĂen - heute blĂŒht die Stadt erneut auf.
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